Musikstadt Rom – Topographie, Geschichte, Ausstrahlung
Rom, 03.-09.10.2021
Von Adele Jakumeit und Ina Rupprecht, Münster – 22.12.2021 | Unter der bewährten Leitung von Sabine Ehrmann-Herfort (Rom) und Silke Leopold (Heidelberg) fand am Deutschen Historischen Institut (DHI) Rom der musikwissenschaftliche Studienkurs, der aufgrund der anhaltenden Pandemie mehrfach verschoben werden musste, endlich statt. Mehrere Online-Seminare, in denen die Studierenden vorab zentrale Persönlichkeiten und Werke des römischen Musiklebens präsentierten, stimmten den Kurs auf die Topographie, Geschichte und Ausstrahlung der Musikstadt Rom ein. Der Direktor des DHI Rom, Martin Baumeister, eröffnete die Woche auf dem kapitolinischen Hügel mit der einprägsamen Metapher von Rom als Palimpsest. An der Lateran-Basilika hob Giancarlo Rostirolla die besondere Bedeutung dieser Institution für die römische Musik insbesondere der Renaissance hervor. Am DHI stellte die Musikabteilung ihre vielfältigen Aufgaben und Forschungsmöglichkeiten sowie Förderangebote vor. Darüber hinaus gab Christine Streubühr einen Einblick in die umfangreiche musikwissenschaftliche Fachbibliothek des Hauses.
Die Spuren jener Vielzahl von Opernstätten, die repräsentations- und musikliebenden Kunstmäzen*innen der Stadt hinterließen, wusste Markus Engelhardt an den unscheinbarsten Ecken aufzuzeigen. Neben den zahlreichen Opernhäusern warteten natürlich auch die unzähligen Kirchen darauf, musikalisch unter die Lupe genommen zu werden. Leopold brachte dem Kurs das Zusammenspiel von architektonischem und aufführungspraktischem Wandel am Beispiel verschiedener Kirchen nahe und schickte die Teilnehmenden auf eine Schnitzeljagd nach den verstreuten Grabplatten und Gedenktafeln hochrangiger Persönlichkeiten des römischen Musiklebens. Auf die enge Verzahnung von Musik und Politik in der römischen Geschichte und ihre Wirkung bis in die Gegenwart hinein machte Lutz Klinkhammer aufmerksam. Claudia Gerken eröffnete dem Kurs eine kunsthistorische Perspektive auf die Musikorte.
Bedeutsame Quellen konnte der Kurs aus nächster Nähe in der Bibliomediateca der Accademia Nazionale di Santa Cecilia und der Biblioteca Vallicelliana bewundern. Am Beispiel der Instrumentensammlung des Auditorio Parco della Musica erlebte der Kurs die Verknüpfung von historischer Musik und zeitgenössischer Vermittlung. Ein Höhepunkt der Woche war die persönliche Begegnung mit dem Komponisten Luca Lombardi, der in einem ausführlichen Gespräch in- und exklusive Einblicke in seine Arbeit gewährte. Zusammengehalten wurde die Woche durch die orts- und fachkundige Begleitung von Ehrmann-Herfort, die nicht nur die einzelnen Vor-Ort-Referate umfassend kontextualisierte, sondern auch auf alle Nachfragen eine Antwort wusste.
Der Studienkurs dankt der Max Weber Stiftung, der Gesellschaft für Musikforschung, dem Freundeskreis des DHI Rom und dem Deutschen Historischen Institut Rom für die großzügige Förderung und Sabine Ehrmann-Herfort und Silke Leopold für den inspirierenden Austausch und das Durchhaltevermögen unter Corona-Bedingungen.