„Passionately intellectual, intellectually passionate“: Elizabeth Maconchy (1907 - 1994)
Graz, 24.-25.10.2014
Von Nadine Scharfetter, Graz – 06.01.2015 | Die Konferenz „Passionately intellectual, intellectually passionate“: Elizabeth Maconchy (1907 - 1994), veranstaltet am 24. und 25. Oktober 2014 an der Kunstuniversität Graz, war dem Leben und Werk der britischen Komponistin Elizabeth Maconchy gewidmet. Maconchy beschäftigte sich, anders als viele ihrer britischen Kolleginnen und Kollegen, auch mit Musik außerhalb Großbritanniens, daher kam sie früh mit der Musik Bartóks in Berührung. Maconchys Werke wurden nicht nur innerhalb Großbritanniens aufgeführt, ihr musikalisches Schaffen wurde auch in anderen europäischen Ländern, den USA und Australien stark rezipiert. Der Zweite Weltkrieg stellte jedoch einen Bruch in der Rezeption Maconchys dar. Ihre Werke kamen (bis heute) nur selten international zur Aufführung.
Nach den Begrüßungsworten durch Barbara Boisits (Vizerektorin für Forschung), Christa Brüstle (Leiterin des Zentrums für Genderforschung) und Andreas Dorschel (Vorstand des Instituts für Musikästhetik) präsentierte Anna Dunlop, Tochter von Elizabeth Maconchy, einen biographischen Überblick über das Leben der Komponistin („Personal recollections of my mother“). Anhand von Familienfotos ermöglichte Dunlop einen sehr privaten Einblick in das Leben von Elizabeth Maconchy und ihrer Familie. Sophie Fuller, Leiterin der Postgraduate Studies am Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance in London, thematisierte in ihrem Vortrag („The correspondence between Elizabeth Maconchy and Grace Williams“) den 50 Jahre andauernden Briefwechsel zwischen den Komponistinnen Elizabeth Maconchy und Grace Williams. Es wurde deutlich, dass sich die beiden Künstlerinnen nicht nur über Musik austauschten, sondern vielfältige tagesaktuelle Themen diskutierten. Zudem war es ihnen durch ihre starke freundschaftliche Verbindung möglich, sich gegenseitig zu bestärken und zu unterstützen. Nicola LeFanu, ebenfalls Tochter von Maconchy und selbst auch Komponistin, gab einen Überblick über das kompositorische Schaffen ihrer Mutter („Elizabeth Maconchy - a life in music. An overview of the composer‘s work“). Erörtert wurden sowohl Maconchys musikalischer Werdegang, wesentliche Werke und Aufführungen sowie Personen, die ihr Schaffen beeinflussten, als auch private Ereignisse und Schicksalsschläge, welche ihr Wirken als Komponistin prägten. Im Anschluss beschäftigte sich Christa Brüstle („Maconchy and Bartók“) mit Maconchys Rezeption von Kompositionen Bartóks. Hierzu wurden verschiedene Werke Maconchys untersucht, um feststellen zu können, ob kompositorische Aspekte Bartóks in Werken Maconchys auffindbar sind und inwiefern diese adaptiert und variiert wurden. Rhiannon Mathias, Leiterin des Canolfan Gerdd William Mathias Music Centre in Caernarfon, analysierte in ihrem Vortrag („Maconchy‘s late string quartets no.s 9 - 13“) Maconchys späte Streichquartette. Sie hat die kompositorische Entwicklung verdeutlicht, welche Maconchy in ihren Streichquartetten vollzogen hat. Der erste Tag der Konferenz wurde durch ein Konzert mit Kammermusik und Liedern von Elizabeth Maconchy abgerundet, welche von Studierenden der Kunstuniversität Graz aufgeführt wurden.
Die Musikwissenschaftlerin Annika Forkert eröffnete den zweiten Tag der Konferenz („Beauty among Beasts? From Walton to Maconchy to Britten“), indem sie eine Positionierung Maconchys im Umfeld ihrer männlichen Kollegen (Britten, Tippett und Walton) vornahm. Thematisiert wurde nicht nur das kompositorische Schaffen im Bezug auf Streichquartette sowie der Vergleich der Rezeption der Komponistin und der Komponisten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch deren Wahrnehmung in der musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Guido Heldt, Senior Lecturer für Musikwissenschaftl an der University of Bristol, widmete sich in seinem Vortrag („Concertante. Elizabeth Maconchy‘s Orchestral Music and the Idea of Dialogue“) ausgewählten Konzerten der Komponistin. Danielle Sofer, Doktorandin und Universitätsassistentin am Institut für Musikästhetik an der Kunstuniversität Graz, zeigte durch ihre Analyse der Oper The Departure („’But I hear nothing! Not a voice, Not a word‘: The closing from Maconchy‘s one-act opera The Departure“), inwiefern Maconchy musikalische, sprachliche und szenische Mittel eingesetzt hat, um bestimmte inhaltliche Aspekte vorwegzunehmen oder anzudeuten. Abgeschlossen wurde die Konferenz mit einer Filmvorführung von Maconchys Oper The Departure [1962] in einer Inszenierung von Alessandro Talevi an der Independent Opera at Sadler‘s Wells London aus dem Jahr 2007.
Die Konferenz wurde kofinanziert durch das Land Steiermark sowie durch die Mariann Steegmann Foundation.