5. Niedersächsischer Studientag Musikwissenschaft
Göttingen, 24.11.2012
Von Sascha Pelzel, Göttingen – 23.02.2013 | Am 24. November 2012 fand im Musikwissenschaftlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen der 5. Niedersächsische Studientag Musikwissenschaft statt. Der Studientag bietet eine jährlich stattfindende Plattform für angehende Musikwissenschaftler/-innen, Promovierende, Lehrende und Vertreter/-innen aus der musikwissenschaftlichen Berufspraxis. Er dient der Vernetzung sowie dem Austausch und schafft die Möglichkeit, aktuelle Dissertationsprojekte und Forschungsthemen vorzustellen. Die diesjährige Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Andreas Waczkat (Göttingen) eröffnet. Nachdem der Studientag im Jahre 2008 in Göttingen ins Leben gerufen wurde, führte sein bisheriger Weg über Hannover (2009), Oldenburg (2010) und Osnabrück (2011) zurück an seinen Geburtsort
Während zahlreicher Vorträge zu verschiedenen Themengebieten der Musikwissenschaft war auf dem Rednerpult ein kleines Abbild des gerne als Begründer des Faches Musikwissenschaft als kulturwissenschaftlicher Universitätsdisziplin ernannte Johann Nikolaus Forkel zu entdecken, welches symbolisch für den Austragungsort des Studientages steht. Gemäß der Tradition dient dieser „Wanderpokal“ der Festlegung des nächsten Austragungsortes und wird regelmäßig von einem Teilnehmer oder einer Teilnehmerin mit in ihren/seinen Heimatort genommen.
Im Anschluss an einen kurzen Rückblick auf das Jahr 2008 vollzog sich der erste Teil des Tages in der Vorstellung verschiedener Forschungsthemen und Promotionsarbeiten. Den Anfang machte Eva-Maria van Straaten (Göttingen) mit ihrer Arbeit zu „The Sangeet Atlantic – Planetary Flows of Hindustani Classical Musicking and the Negotiation of Meaning, Power and Subjectivity“. Zu ihrer Feldforschung stellte sie Methoden vor, erläuterte ihr Thema und präsentierte verschiedene Interviews sowie Videoaufnahmen. Auch Sigrid Wirth (Göttingen) stellte ihr Promotionsthema zu „Lautenmusik und Formen der Repräsentation am Wolfenbütteler Herzogshof 1580–1630“ vor. Aufgrund der Fülle an Material präsentierte sie beispielhaft ein Kapitel ihrer Arbeit zu den Formen der Einbindung von Musik ins Theater am Hofe. Eine Verbindung zu dem Themengebiet der Musikpsychologie erstellte Katrin Drazek-Kappus (Osnabrück) mit ihrer Studie zu „Musikpräferenz und Identität bei Erwachsenen mit selbstunsicherer Persönlichkeitsakzentuierung“. In ihrem Vortrag berichtete sie von dem Einfluss der Musikpräferenz auf die Persönlichkeit des Menschen und stellte ihre Forschungsmethoden und Ergebnisse vor. Den letzten Beitrag vor der Pause übernahm Young-keum Chung (Göttingen), die über das Thema „Michael Praetorius’ Komposition im Hinblick auf die lutherischen Gesänge“ arbeitet. Im weiteren Verlauf des Tages präsentierte Kim Sakabasi (Weimar) sein Forschungsthema „Jean Sibilius’ symphonischer Stil und seine Auswirkungen auf den anglo-amerikanischen Kulturraum“. Den Abschluss bildete Friedlind Riedel (Göttingen) mit der Vorstellung ihrer Arbeit zu „Wessen Musik? Das Reden über Musik in Bulangshan, Yunnan“, in welcher sie sich aktuell mit dem Problem des Sprechens über Musik beschäftigt.
Hieran anschließend und als Ausklang einer erfolgreichen und lehrreichen Veranstaltung präsentierten Studierende und Forschungsgruppen themenbezogene Poster im alten Accouchierhaus. Ein Schwerpunkt der Präsentationen lag hierbei auf dem geschichtlichen Hintergrund der Göttinger Musikwissenschaft und ihrer Entwicklung. Verschiedene Persönlichkeiten wie Johann Nikolaus Forkel wurden vorgestellt und ihr Einfluss auf die Entwicklung des Faches erläutert. Weiterhin wurden Poster zu den Themen Sanshin in Okinawa, Obertongesang oder zur Konstruktion eines Lautsprechers vorgestellt.
Den Abschluss des Studientages gestalteten die eingeladenen Musikwissenschaftler/-innen in Form verschiedener Berichte bezüglich ihrer Berufspraxis. So waren unter anderem Lydia Grün, Geschäftsführerin von Musikland Niedersachsen, oder Tobias Wolff, Geschäftsführer der Internationalen Händelfestspiele Göttingen, zu Gast und berichteten von ihren ungewöhnlichen Berufswegen.
Der 6. Niedersächsische Studientag Musikwissenschaft wird 2013 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover stattfinden.