Mu­si­k­quel­len des 19. Jahr­hun­derts in Deut­sch­land: Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen

Symposium der RISM-Arbeitsgruppe Deutschland e.V. in der Bayerischen Staatsbibliothek

München, 21.11.2023

Deadline: 15.02.2023

Vor 70 Jahren nahm die erste deutsche Arbeitsgruppe des RISM ihre Katalogisierungstätigkeit auf, heute gelten die beiden Arbeitsgruppen in München und Dresden als die „Lokomotive“ des Répertoire International des Sources Musicales. Wenngleich sich die Erfassung und Erschließung von Musikquellen auf deutschem Boden unterdessen auf einem beeindruckenden Niveau befinden und die Ergebnisse in Form einer frei zugänglichen Datenbank Forschung und Musikpraxis zur Verfügung stehen, harren noch zahlreiche Quellenbestände der Registrierung. Ein solcher Repertoirebereich, der bislang nur extensiv erfasst und elektronisch zusammengeführt wurde, sind die musikalischen Quellen seit dem 19. Jahrhundert. Die Pragmatik des Arbeitsprogramms von RISM und die exponentielle Vermehrung der Dokumente nach 1800 ließ eine lediglich unsystematische Aufnahme geboten erscheinen.

Ist es nicht an der Zeit, dass wir diese frühere Maxime des RISM hinter uns lassen? Die Diversifizierung des musikalischen Repertoires auch der „Romantik“, „Spät-“ und „Nachromantik“ ist in der künstlerischen Praxis im vollen Gange, für die Musikwissenschaft ist die historische Kontextualisierung des Werkekanons eine conditio sine qua non. Eine verlässliche Recherchemöglichkeit für die Breite des Notenmaterials des 19. Jahrhunderts scheint für beide Zielgruppen eine große, gar notwendige Hilfe zu sein. Doch gerade die Masse der erhaltenen Quellen stellt neben ihrer inhaltlichen und materiellen Vielgestaltigkeit eine fortwährende Aufgabe für die Inventarisierung dar.

Das Symposium möchte in dieser Schwellensituation ganz generell das Augenmerk auf musikalische Quellen des 19. Jahrhunderts richten und als Anschauungsobjekte solche Quellen berücksichtigen, die sich in Deutschland befinden. Insbesondere folgende Fragestellungen können global oder als Einzelfallstudien adressiert werden, wobei ein Bezug auf RISM möglich, aber nicht erforderlich ist:

  • Welche Tendenzen der Musikalienproduktion charakterisieren das 19. Jahrhundert oder einzelne Phasen bzw. Momente?
  • In welcher Relation stehen Musikhandschriften und Notendrucke zueinander?
  • Welche materiellen Sonderformen spielen eine Rolle?
  • Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen Musik- und Musikalien-Produzierenden?
  • Welche Bedeutung haben jeweils singuläre Quellen, Spezialkorpora, Serien- und Massenproduktion?
  • Wo tun sich Problemfelder beim Auffinden, Bearbeiten und Erforschen der Objekte auf?
  • Welche Spezifika von Musikquellen des 19. Jahrhunderts sind für die Katalogisierung relevant?
  • Wie stellt sich das Verhältnis zwischen virtuell nachweisbaren und real erhaltenen bzw. zugänglichen Quellen dar?
  • Inwiefern haben großflächiger Quellennachweis und -zugang Konsequenzen für Historiographie und künstlerische Praxis?
  • Welchen Vorteil bieten digitale Methoden bei der erfassenden und erschließenden Bearbeitung des Materials?
  • Welche Optionen ergeben sich für quantitative Herangehensweisen oder „distant reading“-Methoden?

Der Vorstand der RISM Arbeitsgruppe Deutschland e.V. bittet um Vorschläge für Einzelbeiträge von 20 bis 25 Minuten. Bitte reichen Sie ein Abstract von höchstens 250 Wörtern und Kurzinformationen zu Ihrem fachlichen Lebenslauf bis spätestens 15. Februar 2023 ein und machen Sie folgende Angaben: Name, institutionelle Zugehörigkeit, E-Mail-Adresse und Postanschrift. Die Benachrichtigung über die Annahme erfolgt bis zum 15. März. Die Tagungssprache ist Deutsch, aber auch englische Beiträge sind möglich. Es ist beabsichtigt, das Symposium in Präsenz durchzuführen und virtuell mitverfolgbar zu machen. Die Organisation ist bemüht, einen substantiellen Beitrag zu den Reise- und Unterbringungskosten der Vortragenden zu leisten. Bitte senden Sie Ihr Abstract und den CV als Anhänge an die folgende E-Mail-Adresse: n.schwindt@doz.hfm-trossingen.de.