Ge­gen­wart­s­ent­wür­fe – Zu­kunfts­bil­der

Internationales Symposium anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik

Wien, 08.-10.11.2023

Deadline: 15.06.2023

Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) begeht in den Jahren 2022/23 ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum. Gemäß dem Gründungsgedanken einer die nationalen Grenzen überwindenden musikalischen Vereinigung zur Förderung und Verbreitung der jeweils aktuellsten Tendenzen der musikalischen Gegenwart haben sich in Ländern und Regionen aller Kontinente (einzig mit Ausnahme der Antarktis) mittlerweile 48 IGNM-Sektionen zur Umsetzung dieser Ziele formiert.

Was freilich die musikalische Gegenwart ausmacht, welches ihre aktuellsten Tendenzen sind und in welche Zukunft sie weisen, steht heute weniger denn je fest. Der in den Gründungsgedanken der IGNM mitklingende normative Anspruch lässt sich im Rückblick erklären, in der Gegenwart aber kaum mehr einlösen. Der Blick auf hundert Jahre Propagierung Neuer Musik bedeutet somit auch die Auseinandersetzung mit Erwartungshorizonten und ihrer jeweiligen (Nicht-)Erfüllung in der Kunst.

Vollends unsere von globalen Krisen, brüchig gewordenen Ordnungen und der Auflösung fest geglaubter Grenzen und Kategorien bestimmte Gegenwart lässt nach der Relevanz von und dem Umgang mit Zukunftsentwürfen in den Künsten fragen: Wie reagieren sie auf potentielle Katastrophen, auf die Gefährdung von Lebensgrundlagen, Kriege und Pandemien? Welche Beiträge liefern sie zu aktuellen Diskursen über Posthumanismus, Künstliche Intelligenz und Hybridität? Was lässt sich von der Idee einer gesellschaftsverändernden Kraft der Kunst für das 21. Jahrhundert aktualisieren? Wo und mit welchen Argumenten wird andererseits an einer Utopie des Schönen festgehalten? Welche künstlerischen Ausdrucksformen thematisieren die Fragilität der Gegenwart, welche hingegen setzen ihr technologisch und/oder ideologisch formatierte Eskapismen entgegen?

Vor dem Hintergrund aktueller Umbrüche und Entwicklungen technischer, politischer und ökologischer Natur diversifizieren sich künstlerische Zukunftsbilder und stehen zugleich unter Legitimationsdruck. Nicht zuletzt durchzieht einige von ihnen auch ein dystopischer Grundton.

Utopien und Dystopien zeichnen konträre, gleichwohl zueinander in Relation stehende Zukunftsbilder aus der jeweiligen historischen Gegenwart. Ob sie dies – wie die historischen Avantgarden in den Gründungsjahren der IGNM – weiterhin mit dem Ziel tun, die Symptome der Zeit zu benennen und zu behandeln, oder ob das damit verbundene Relevanzversprechen der Kunst obsolet geworden ist, ist dabei nur eine der Fragen, denen sich das Symposium widmet.

Mögliche Beiträge umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Ästhetische Programmierungs- und Marginalisierungstendenzen (nicht nur in der IGNM)
  • Positionierungen gegenwärtigen Komponierens: Reflexion von aktuellen Problemlagen und Zukunftsbildern durch Komponist:innen
  • (Post)-Apokalyptische Ästhetiken im gegenwärtigen Komponieren
  • Partizipationsformen neuer Musik in gesellschaftlichen Diskursen der Gegenwart
  • Die Rolle von Technologien in den Feldern des musikalischen Handelns

Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, Abstracts im Umfang von max. 300 Worten für ein freies Referat (20 Minuten + 10 Minuten Diskussion) oder Lecture Recitals (45 Minuten) in Deutsch oder Englisch an IGNMconference2023@gmail.com bis 15. Juni 2023 einzureichen.

Die Benachrichtigung über die Annahme wird bis Mitte Juli kommuniziert.

Die Konferenz, als Kooperation zwischen dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, dem Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, wird an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien stattfinden.

Die Publikation eines Tagungsbandes ist geplant.

Programmkomitee:
Markus Böggemann
Juri Giannini
Julia Heimerdinger
Stefan Jena
Nikolaus Urbanek
Monika Voithofer