An­ge­wand­te Mu­sik­wis­sen­schaf­ten (in­cl. Sym­po­si­um mu­sic@Al­peA­dria)

Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft

Klagenfurt, 16.-18.11.2023

Deadline: 11.04.2023

Fragen nach der Anwendbarkeit von Künsten und Wissenschaften stellen sich immer wieder neu. Derzeit lässt sich das Spannungsfeld verorten zwischen sog. practice-led-Ansätzen, Fragen der Beschäftigbarkeit („employability“) von Absolvent:innen der Musikwissenschaften bzw. musikpraktischer Studiengänge, Forderungen nach politischer Arbeit und mehr Engagement in der Third mission sowie den Traditionen der Musikwissenschaften als Geisteswissenschaften bis hin zum Elfenbeinturm. Der Begriff Angewandte Musikwissenschaft ist zwar nicht allzu gebräuchlich, reiht sich aber einerseits ein in eine Reihe sogenannter Angewandter Wissenschaften, Disziplinen und Künste und fasst andererseits eine ganze Reihe von Trends (Public Musicology, Ecomusicology) zusammen. Akteur:innen in der Applied Ethnomusicology hingegen, die sich auf Prinzipien sozialer Verantwortung berufen, bringen ethnomusikologisches Wissen durch Interventionen innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft zur praktischen Anwendung, was wiederum dieser Gemeinschaft einen Nutzen bringen kann (s. Oxford Handbook of Applied Ethnomusicology). Grundsätzlich sind die angewandten Zweige der Musikwissenschaften, die sich auch gegen nah verwandte Disziplinen wie z. B. Community Music und Musikvermittlung abzugrenzen versuchen, als durchaus öffentlichkeitswirksame Felder zu sehen.
Trotz der intradisziplinären Ausdifferenzierung ergeben sich jedoch die gleichen, zentralen und alle Disziplinen der Musikwissenschaften betreffenden Fragen: Inwieweit kann Wissenschaft Musikpraktiken ganz unmittelbar untermauern, ergänzen oder inspirieren? Wie funktioniert das Zusammenspiel der Wissenschaft mit Theorie und Praxis des musicking, sowohl in Bezug auf bestimmte Musikpraktiken als auch bei eher rezeptiven musikbezogenen Tätigkeiten wie Musikhören und Musikerleben? Die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft, die heuer ihren 50. Geburtstag feiert, lenkt den Blick auf den aktuellen Stand der Musikwissenschaften und ihrer angewandten wie anwendungsorientierten Zweige und zeigt deren Potentiale auf.

Wir freuen uns auf Beiträge zu folgenden Themenbereichen (Vorschläge):

  • Musikwissenschaft und Aufführungspraxis (z. B. Produktionsprozesse vom Manuskript zur Aufführung, Interaktion und Intervention von Wissenschaft und Aufführungspraxis etc.)
  • Forschung rund um die performance und das Musikerleben: Orchester- und Konzertforschung, Publikumsforschung, Performance Studies, Interpretationsforschung, immersives Musikerleben
  • Hinaus aus dem Elfenbeinturm/ Musikwissenschaften in der Öffentlichkeit: Public Musicology, Advocacy, Applied (Ethno-)musicology etc
  • Musikproduktion und -konsum: die Einflüsse von MIR/ computergestützer Audioanalyse sowie Künstlichen Intelligenzen auf das Musikkonsumverhalten und die Klangästhetik
  • Perspektiven der Angewandten Ethnomusikologie: Musik und Politik, Musik und soziale Konflikte, Musik in Therapie und Medizin, Musik und Integration von Migrant:innen

Am Samstag, den 18.11.23 wird zudem von 9–13 Uhr das Symposium music@AlpeAdria stattfinden; das gleichnamige Netzwerk Music@AlpeAdria (gegründet 2021 an der GMPU durch Helmut Schaumberger, Musikpädagogik, und Jutta Toelle, Musikwissenschaft, derzeit ca. 20 Mitglieder aus fünf Ländern) fungiert als Plattform für neue Ideen transnationaler Zusammenarbeit in der musikwissenschaftlichen und musikpädagogischen Forschung im Alpen-Adria-Raum incl. dem Westbalkan.
Wir freuen uns auch hier auf Beiträge zu den folgenden Themen (Vorschläge):

  • Institutionengeschichte und transnationale Musikgeschichte im Alpen-Adria-Raum
  • Volksmusik – Ethnomusikologie – Popmusik im Alpen-Adria-Raum
  • Musik-Tourismus, musikalische Räume und Orte
  • Netzwerkarbeit in der Wissenschaft als Potential transnationaler Versöhnungsarbeit
  • Musik und Identität im Alpen-Adria-Raum

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Bitte senden Sie Titel und Abstract (ca. 200 Wörter) unter Angabe des gewünschten Formats (Vortrag (20 min.), Poster, Roundtable (90 Min.)) bis zum 11.04.2023 an jutta.toelle@gmpu.ac.at. Über die Annahme wird bis zum 15.06.2023 entschieden.

Wir arbeiten an einem Angebot für Kinderbetreuung (0–6 Jahre) während der Konferenztage; bitte geben Sie an, wenn Sie Bedarf und/oder Interesse daran haben.