Mu­sik und Me­di­zin. Mu­sik­wis­sen­schaft­li­che und me­di­zin­his­to­ri­sche Zu­gän­ge

Jahrestagung 2021 des Vereins für Sozialgeschichte der Medizin – Geschichte(n) von Gesundheit und Krankheit

Haus der Musik, Innsbruck, 04.-06.11.2021

Deadline: 15.03.2021

Veranstaltende Organisationen: Verein für Sozialgeschichte der Medizin / Universität Innsbruck: Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie; Institut für Musikwissenschaft / Forschungszentrum Medical Humanities / Musiksammlung der Tiroler Landesmuseen

Organisation und Tagungsleitung: Maria Heidegger (Universität Innsbruck), Milijana Pavlović (Universität Innsbruck)

 

[Please scroll down for the English version]

 

22.01.2021 | Seit den letzten zehn Jahren verdichtet sich insbesondere im angloamerikanischen Raum die Zusammenarbeit zwischen Musik- und Geschichtswissenschaften. Als besonders produktiv erweisen sich dafür kulturwissenschaftliche Zugänge in der Körper- und Emotionengeschichte. In Bezug auf die Medizinhistoriographie gibt es allerdings deutlichen Aufholbedarf. Zwar war Musik bereits in der älteren Medizingeschichte ein beliebtes Thema, nicht zuletzt wegen der Passion seitens mancher Vertreter*innen der Medizin sowohl für Musik und berühmte Komponisten (insbesondere von klassischen, bürgerlichen Musikwerken) als auch für die Geschichte. Von den sozialgeschichtlichen Perspektiven in der Medizingeschichte im Zeichen des patient*innengeschichtlichen Turns seit den späten 1990er Jahren haben Musikwissenschaft und Musikhistoriographie jedoch kaum profitiert, umgekehrt wurden jüngere methodologische und konzeptionelle Überlegungen innerhalb der Musikwissenschaften und multidisziplinären Sound Studies auch für die jüngere kulturwissenschaftlich orientierte Medizingeschichte bisher noch kaum fruchtbar gemacht.

Hier setzt die Jahrestagung 2021 des Vereins für Sozialgeschichte der Medizin an. Sie möchte Raum und Ort geben für einen Dialog von Beiträger*innen aus den Feldern der Medizingeschichte und an historischen Fragestellungen interessierten Musikwissenschaft. Im Besonderen ist auch der wissenschaftliche Nachwuchs herzlich eingeladen, sich mit eigenen Papers zu bewerben.

Besonders willkommen sind Beiträge mit einem patient*innenorientierten und genderkritischen Fokus. Idealerweise wird jedes Panel dialogisch besetzt, damit die beteiligten Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen besser ins Gespräch kommen. Beispielsweise sollen musikanalytische Beiträge neues Licht auf medizinhistorische Zugänge werfen, und umgekehrt in medizinhistorischer Sicht Patient*innen sowohl als Musikhörende als auch als Musikproduzierende in den Blick gerückt werden. Der zeitliche Rahmen wird weit gespannt: Beiträge zu verschiedenen Epochen von der Antike bis in die jüngste Vergangenheit sind möglich. Erwünscht sind Einreichungen zu folgenden Themenfeldern, wobei gern auch „Variationen“ zu diesen Themen entwickelt werden können.

• Musik und Körper / Gemüt / Psyche / Nerven / Emotion: anthropologische Vorstellungen über die Resonanzen von Musik und Körper; wissenshistorische Beiträge über Neurologie und Musik; Beiträge zu musikalischen Metaphern in der Versinnbildlichung der menschlichen Physiologie; zur Musikanalyse von Klangerlebnissen; Beiträge mit Fokus auf psychologische Aspekte von Kreativität (Stichworte environmental psychology und stress reduction);
• Das historische Ohr und die Musik: Beiträge, die das Hören selbst historisieren bzw. das historische Hören von musikalischen Klängen;
• Musik und Therapie: Geschichte, Räume, Akteur*innen, Institutionalisierung und Formen von Musiktherapie; wie wurde Musik von der Medizin eingesetzt? Und wie wurde – auf der anderen Seite – Musik als Therapie gehört?
• Musik und Trauma / Gewalt: Instrumentalisierung von Musik und Musikschaffenden durch Medizin und Biopolitiken; Musik als Folter; Musik als Gewalt über Körper und Psyche; Musik als Gehirnwäsche; verstörende und verletzende musikalische Klänge; Musik als Begleiterin von Gewalt;
• Musik in medikalen Räumen / Soundscapes von medizinischen Räumen: Performanz von Musik in Kurorten und Psychiatrien; Patient*innen als Publikum und/oder Aufführende;
• Musiker*innen als Patient*innen/Patient*innen als Musikschaffende: Arbeitsmedizinische Aspekte für professionelle Musiker*innen; Pathogenese von sogenannten „Musikerkrankheiten“; Komponieren und Aufführen als musikalische Ausdrucksformen von Schmerz und Krankheit; Vertonungen/zu Klang bringen von Krankheitserfahrungen;
• Musik und Pandemie: Von Fanny Hensels Cholera-Kantate bis zu den Balkonkonzerten 2020: Musikalische Artikulationsformen von Epidemie-Erfahrungen;
Bitte senden Sie Vorschläge für Einzelvorträge mit Abstracts von maximal 350 Wörtern und einen kurzen CV bis zum 15.3.2021 per E-Mail an Maria Heidegger und Milijana Pavlović: maria.heidegger@uibk.ac.acmilijana.pavlovic@uibk.ac.at

Eine Zu- oder Absage erfolgt bis 15.5.2021, die Aussendung des vorläufigen Tagungsprogramms bis Ende Juni 2021.

Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Ausgewählte Tagungsbeiträge werden nach einem Peer-Review-Verfahren in der Zeitschrift Virus: Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin veröffentlich (print und open access).

 

Die Tagungsgebühr beträgt 100 Euro und deckt anfallende Kosten für das Rahmenprogramm, Getränke, Imbisse und Kaffeepausen ab. Studierenden wird die Tagungsgebühr erlassen, für Nachwuchswissenschaftler*innen ohne institutionelle Anbindung sind Beihilfen möglich. Selbstverständlich sind auch alle medizin- und musikhistorisch Interessierten, die keinen eigenen Vortrag halten, bereits jetzt herzlich zur Teilnahme eingeladen. Für das Publikum besteht die Möglichkeit, bei verminderter Tagungsgebühr einzelne Tage/Panels zu besuchen.

 

Die Keynote hält Morag Josephine Grant, University of Edinburgh.

Den Schlusskommentar hält Daniel Morat, Freie Universität Berlin.

Kontakte:
Dr. Maria Heidegger
Universität Innsbruck
Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie
Innrain 52d
6020 Innsbruck
maria.heidegger@uibk.ac.at

Dr. Milijana Pavlović
Universität Innsbruck
Institut für Musikwissenschaften
Haus der Musik
Universitätsstraße 1
6020 Innsbruck
milijana.pavlovic@uibk.ac.at

Music and Medicine. Musicological and medical-historical approaches

2021 Annual Conference of the Association for the Social History of Medicine – (Hi)stories of Health and Disease

Conference Venue: Haus der Musik, Innsbruck

 

Date: 4-6 November 2021

 

 

Organising Institutitons: Association for the Social History of Medicine / University of Innsbruck: Department of History and European Ethnology; Department of Music / Research Centre Medical Humanities / Music Collection of the Tyrolean State Museums Conference Organisation: Maria Heidegger (Universität Innsbruck), Milijana Pavlović (Universität Innsbruck)

 

 

In the last ten years, the collaboration between music and history has intensified, especially in the Anglo-American part of the world. Cultural studies approaches in the history of the body and of emotions have proven to be particularly productive. In terms of medical historiography, however, there is a clear need to catch up. Music was already a popular topic in the earlier medical history, not least because of the passion of some representatives of medicine for music and famous composers (especially of classical, bourgeois musical works) as well as for history. However, musicology and music historiography have hardly benefited from the socio-historical perspectives in medical history under the sign of the patient history turn since the late 1990s, and more recent methodological and conceptual considerations within musicology and multidisciplinary sound studies have so far hardly been noticed, even in the cultural historically oriented fields of medical history.
This is where the 2021 annual conference of the Association for the Social History of Medicine begins. It would like to provide space and place for a dialogue between contributors from the fields of medical history and musicology interested in historical questions. In particular, young academics are cordially invited to apply with their own papers.
Contributions with a patient-oriented and gender-critical focus are particularly welcome. Ideally, each panel will create a dialogue so that the participating scholars from different disciplines can better engage in conversation. For example, music-analytical contributions should shed new light on approaches to medical history and, conversely, from a medical history perspective, patients should be brought into focus both as listeners and as music-producing individuals. The timeframe is broad: contributions related to different epochs from Antiquity to the recent past are possible. We call for contributions in the following subject areas, but "variations" are also welcome:
• Music and body / mind / psyche / nerves / emotion: anthropological ideas about the resonances of music and body; articles on the history of knowledge on neurology and music; musical metaphors in the symbolisation of human physiology; music analysis of sound experiences; contributions with a focus on the psychological aspects of creativity (keywords environmental psychology and stress reduction);
• The historical ear and music: contributions that historicise hearing itself or historical hearing of musical sounds;
• Music and therapy: history, spaces, actors, institutionalisation and forms of music therapy; how has music been used by medicine? And how was music - on the other hand - heard as therapy?
• Music and trauma / violence: instrumentalisation of music and musicians/composers through medicine and bio-politics; music as torture; music as violence against body and psyche; music as brainwashing; disturbing and hurtful musical sounds; music as a companion to violence;
• Music in medical spaces / soundscapes of medical environments: performance of music in health resorts and psychiatric hospitals; patients as audience and/or performers; • Musicians as patients / patients as musicians: occupational health aspects for professional musicians; pathogenesis of so-called "musician's diseases"; composing and performing as musical expressions of pain and illness; setting to music / making sound of experiences of illness;
• Music and pandemics: from Fanny Hensel's Cholera Cantata to the 2020 balcony concerts: musical forms of articulation of epidemic experiences;
Please send proposals for individual presentations with abstracts of a maximum of 350 words and a short CV by 15 March 2021 by email to Maria Heidegger and Milijana Pavlović: maria.heidegger@uibk.ac.ac ; milijana.pavlovic@uibk.ac.at
Notification of acceptance/rejection will be sent by 15 May 2021 and the preliminary conference programme by the end of June 2021.
The conference languages are German and English.
Select conference contributions will be published in the journal “Virus. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin” (print and open access) after a peer-review process. The conference fee amounts to €100 and covers the costs incurred for the supporting programme, drinks, snacks and coffee breaks. Students are exempted from the conference fee and grants are available for a limited number of young academics without institutional affiliation.

Of course, all those interested in medicine and music history who will not be giving a paper of their own are cordially invited to attend and participate in discussions. The public has the opportunity to visit individual days / panels with a reduced conference fee. The keynote address will be given by Morag Josephine Grant, University of Edinburgh. The closing commentary will be given by Daniel Morat, Freie Universität Berlin.

Contact:
Dr. Maria Heidegger
Universität Innsbruck
Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie
Innrain 52d
6020 Innsbruck
maria.heidegger@uibk.ac.at

Dr. Milijana Pavlović
Universität Innsbruck
Institut für Musikwissenschaft
Haus der Musik
Universitätsstraße 1
6020 Innsbruck
milijana.pavlovic@uibk.ac.at