Theater an der östlichen Adria: Organisationspraktiken, Abläufe und gemeinsame Opernbräuche im späten Habsburgerreich
Graz und Online
24.01.2022, 17:15 Uhr
In den Archiven der istrischen und dalmatinischen Küste findet sich umfangreiches dokumentarisches Material über die Operntätigkeit der Küstentheater an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Diese Theater, von Pula über Rijeka, Zadar, Šibenik und Split bis nach Dubrovnik, wurden in einem gemeinsamen Diskurs zusammengeführt, da sie durch gemeinsame Praktiken, Verfahren und organisatorischen Gepflogenheiten verbunden waren, die jene im Landesinneren, beispielweise Zagreb, Osijek oder Ljubljana, nicht aufwiesen.
Die Analyse der aufgefundenen Archivdokumente hat es ermöglicht, den Mechanismus der Subventionierung von Opernsaisons, den Prozess der Suche und der Auswahl eines Impresarios durch die Theaterdirektionen oder die Art und Weise, wie eine Theatersaison vorgeschlagen und geplant wurde, akribisch zu rekonstruieren. Was schrieben die Impresari in ihren Briefen an die Theaterdirektion, um einen Vertrag zu erhalten? Wer hat den Wettbewerb um eine Saison gewonnen? Und aufgrund welcher Kriterien?
Die detaillierte Kartierung des in den einzelnen Orten aufgeführten Opernrepertoires ermöglichte es, den Wechsel von italienischen, französischen oder deutschen Titeln in den Spielplänen auch aufgrund der politischen Veränderungen in den sechs betrachteten Jahrzehnten zu reflektieren. Ein Blick auf die Reisen des künstlerischen Personals und des Bühnenmaterials sowie eine Analyse der Arbeitsbedingungen von Sängern*innen und Musiker*innen anhand verschiedener Verträge oder Zahlungsbelege runden das Bild ab. Welche Art von Künstler*innen wurden an die Küste gerufen, um innerhalb einer Saison aufzutreten, und wie hoch waren ihre Gagen? Welche Privilegien oder Nachteile brachte es mit sich, auf den Bühnen der Küstentheatern aufzutreten?
Cristina Scuderi erwarb ihre Habilitation an der Karl-Franzens-Universität in Graz, wo sie als Forscherin und Dozentin tätig ist. Außerdem ist sie Lehrbeauftragte an der Universität Wien und unterrichtet Musikgeschichte an Konservatorien in Italien.
Sie erhielt Diplome in den Studiengängen Orgel und Orgelkomposition, Cembalo und elektronischer Musik und war Lehrbeauftragte an den Universitäten in Florenz, Venedig und Padua. Sie führte auch musikwissenschaftliche Forschungen an der Universität in Fribourg (Schweiz) und in Stuttgart mithilfe von Stipendien des italienischen Außenministeriums und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes durch. Ihre Arbeit wurde auch vom CNR und der Fondazione Rinascimento Digitale finanziert. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Musikgeschichte vom 18. bis 21. Jahrhundert, die Geistliche Musik (Cäcilianismus im 19. Jahrhundert), die Musikphilologie, sowie das Music business.
Sie hat Vorträge und Workshops an verschiedenen europäischen Universitäten gehalten. Die Ergebnisse ihrer Forschung präsentiert sie regelmäßig auf internationalen und nationalen Tagungen. Ihre neueste Monographie The Management of Opera. Eastern Adriatic Theatres (1861-1918), in der der Fokus auf die Wiederherstellung und Kontextualisierung der italienischen Dokumentation über das Theaterwesen in Istrien und Dalmatien gelegt wurde, wird derzeit in italienischer (LIM) und englischer (Böhlau) Ausgabe gedruckt.
Seit 2005 ist sie für die Organisation des Festivals für Neue Musik "Contemporanea" und des Internationalen Kompositionswettbewerbs "Città di Udine" für Taukay Edizioni Musicali verantwortlich. Die Veranstaltungen stehen unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Italienischen Republik und haben die Repräsentationspreise des italienischen Senats und der Camera dei Deputati erhalten. Sie werden unter anderem auch von der Europäischen Kommission - RNI, der Unesco und dem Außenministerium gefördert.
Cristina Scuderi ist für den Lehrpreis 2019/2020 der Universität Graz nominiert worden.
Die Veranstaltung findet hybrid statt in Raum 302 des Instituts für Musikwissenschaft mit Livestream über ZOOM:
https://uni-leipzig.zoom.us/j/69994613345?pwd=V01LZy9VbGhFOG03V3F5WHpYdDA4UT09
Meeting-ID: 699 9461 3345
Kenncode: 894130
Für die vor Ort Anwesenden gilt 2G+ und FFP2-Maske.