Intersectional Masculinities in Music- and Performance-Cultures of German-Speaking Europe
Graz, 16.–17.03.2023
Von Ulrike Fischer und Clara Sersale, Graz – 25.04.2023 | Am 16. und 17. März fand die Tagung Intersectional Masculinities in Music- and Performance-Cultures of German-Speaking Europe an der Kunstuniversität Graz statt. Die Veranstaltung, die das Zentrum für Genderforschung und Diversität in Kooperation mit dem Institut für Ethnomusikologie organisiert hatte, bot eine weitere Gelegenheit zur Diskussion über das Thema „Männlichkeiten“: Denn die Kunstuniversität Graz hatte bereits im Jahr 2017 ein Nachwuchssymposium unter dem Titel Männlichkeiten und ihre Klischees in Musik und Theater ausgerichtet.
Die Tagung bestand aus vier unterschiedlichen Panels und wurde durch anregende Diskussionen bereichert, zu denen die 15 Referent*innen sowie das Publikum beitrugen. Nach einer Einleitung durch Organisatoren der Tagung Felix Morgenstern (Institut für Ethnomusikologie) und Eike Wittrock (Zentrum für Genderforschung und Diversität) präsentierte der Keynote Speaker Florian Heesch (Universität Siegen) seinen ausführlichen Beitrag zu den Themen Maskulinität und Nostalgie.
In Rahmen des ersten Panels Männer und das klassische Orchester diskutierte Genevieve Robyn Arkle (University of Bristol) die sogenannte Krise der Männlichkeit bei Gustav Mahler und die wechselseitigen Beziehungen zwischen Gender-Rollen, Körperkultur und Antisemitismus. Diana Baumgarten (Universität Basel) stellte die Ergebnisse der soziologischen Studie Geschlechterverhältnisse im Schweizer Kulturbetrieb vor, die u. a. eine Unterreprӓsentation von Frauen in Leitungspositionen sowie deren Unsichtbarkeit in Bezug auf Aktivitäten und Werke aufwies.
Der zweite Tag des Symposiums wurde mit dem Panel Tanzende Männer eröffnet. Marcel Schwalds und Andrea Zimmermanns (Universität Bern) Beitrag mit dem Titel Hegemoniale Männlichkeit transformieren – Herausforderungen für künstlerische Produktionsprozesse veranschaulichte am Beispiel von gemeinsamen Theater- und Tanzprojekten, wie ein Verständnis von Männlichkeit in der Kultur- und Theaterszene behandelt, reflektiert und kritisch-sensibel hinterfragt werden kann. Es folgte Eike Wittrocks (Kunstuniversität Graz) Vortrag zum Thema Queere Männlichkeiten in der deutschen Tanzmoderne, in dem u. a. anhand von Bildmaterial eine Analyse von Männlichkeitsbildern in der Geschichte des Theaters aufgezeigt und reflektiert wurde. Jutta Krauß (Pädagogische Hochschule Freiburg) zeigte in ihrem Vortrag den Zusammenhang von (männlichen) Musenbildern und deren künstlerischer Umsetzung im Theater.
Das dritte Panel Trans* Und Nonbinäre Stimmlichkeiten wurde von Xavier Viktor Brown (University of California and Los Angeles) eröffnet, der in seinem Beitrag die non-binären Stimmen in Schönbergs unvollendetem Oratorium Die Jakobsleiter thematisierte. Anhand der Analyse des audio-visuellen Werks Breaking of the Voice vom in Berlin tätigen composer performer Neo Hülcker wurde das Thema Stimme, Score und Testosteron als Medien relationaler (trans*) Männlichkeit von Sarah Horn (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Philipp Hohmann (Ruhr-Universität Bochum) diskutiert.
Im Rahmen des letzten Panels unter dem Titel Alte und Neue Rechte Männlichkeiten präsentierte Diego Alonso Tomás (Universitat Autònoma de Barcelona) seine Arbeit bezüglich anti-faschistischer Kunst unter Einbezug von Kritik an „non-normativen“ Männlichkeiten Dabei ging er vom Stück Der Marsch ins Dritte Reich aus, das von Bertolt Brecht und Hanns Eisler im Jahr 1933 angefertigt und von Ernst Busch ausgeführt wurde. Im abschließenden Vortrag dieses Panels veranschaulichte Heidi Süß (Hochschule Magdeburg-Stendal) die Themen Rap-Männlichkeit, Marginalisierung und Anknüpfungspunkte an die Neue Rechte durch Musikvideobeispiele, indem sie Stereotype aufzeigte und reflektierte, etwa mittels Analyse des Tracks und Videos Alman (2010) des deutschen Rappers CashMos.
Die Veranstaltung wurde durch Felix Morgensterns Impulsvortrag zum Thema Maskulinitäten in der irischen Folk-Musik im Grazer Palais Schwarzenberg fortgesetzt. Eine ausführliche öffentliche Diskussion mit Florian Heesch bildete den Abschluss der Tagung. Anschließend hatte das Publikum die Chance, ein mitreißendes Irish PubʼnʼParty Folk-Konzert der Formation Molly & the Men im Dublin Road Irish Pub in Graz zu erleben.
Das Symposium fand mit Unterstützung des FWF-geförderten Forschungsprojektes (Lise-Meitner-Stipendium) Irish Folk in Österreich: Umgangene nationale Identität des Arnold-Schönberg-Centers Wien sowie der Avenir Foundation Forschungsbeihilfe statt und wurde durch das Zentrum für Genderforschung und Diversität der Kunstuniversität Graz kofinanziert.