Im Bad wöll wir recht fröhlich sein. Bade- und Kurmusik der frühen Neuzeit
Internationale und Interdisziplinäre Tagung
SFB 1391 Andere Ästhetik
Tübingen, 22.-24.09.2022
Deadline: 28.02.2022
SFB 1391 (Universität Tübingen)
Der Tübinger Sonderforschungsbereich 1391 Andere Ästhetik untersucht ästhetische Phänomene der Vormoderne und möchte entscheidende Impulse für ästhetische Fragestellungen aufzeigen. Ziel ist es über das interdisziplinär und international anschlussoffene Forschungsprogramm zu einer veränderten Bewertung vormoderner ästhetischer Akte und Artefakte zu gelangen. Durch eine historische Tiefenperspektive lassen sich aktuelle Fragen von Kunst und Gesellschaft besser verstehen und gewinnbringend weiterentwickeln.
Teilprojekt A04 Bade- und Kurmusik der Frühen Neuzeit
Das Teilprojekt untersucht balneomusikalische Zusammenhänge in der Frühen Neuzeit, wie sie sich in Text-, Bild- und Notenquellen spiegeln. Musik im Badekontext findet statt in einem dynamischen Zusammenspiel von curare und delectare, narratio und moralisatio. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der reich differenzierten musikbezogenen Seite des Bades und Badens steht indes, trotz naheliegender interdisziplinärer Ansatzmöglichkeiten, noch im Missverhältnis zur Omnipräsenz dieses Gesellschafts- und Kulturphänomens.
Tagung
Die interdisziplinäre und internationale Tagung mit Vorträgen und Roundtables/Workshops möchte die Bade- und Kurmusik im Kommunikations- und Interaktionsraum öffentliches Bad zwischen angewandter Diätetik, künstlerischer Praxis, theoretischer Reflektion sowie sozialer und konfessioneller Kommunikation beleuchten, wie sie sich in Bildern, Texten und Noten spiegelt. Dem Programm dieses SFB-Projektes geschuldet, richtet sich der Blick zeitlich namentlich auf die Frühe Neuzeit und regional auf den deutschsprachigen Bereich; übergreifende Ausblicke sind willkommen.
Fragestellungen
Wie lässt sich über die Dynamiken dieser sozialen Praxis, in der sich medizinisch-diätetische Diskurse, musiktheoretisches und -praktisches Wissen und soziale Handlungsräume verbinden, das ästhetische (Selbst-)Verständnis der Bade- und Kurmusik erfassen? Der Ansatz der Tagung be-steht darin, das Verständnis von Bädern als Heterotopien (Foucault) für ästhetische Fragen geltend zu machen. Musik wird im Badekontext gemacht, gehört und gewertet, d. h. geachtet und geächtet (z. B. Musik als Störfaktor, Verbot von Buhlliedern). Bäder werden als institutionalisierte soziale Handlungs- und Interaktionsräume aufgefasst, in denen sich Akteure und Artefakte in bestimmten und wissenschaftlich zu bestimmenden Formen der Interaktion begegnen – sei es als Realität oder Wille und Vorstellung.
Quellen
Vielfältige Medien geben Aufschluss über die Formen und institutionellen Ausprägungen musikalischer Praxis im Rahmen des Bade- und Kurwesens der Frühen Neuzeit resp. über Reflektionen zu diesen Praktiken. Hierzu gehören medizinisch-balneologische Abhandlungen, lokale Badeordnungen, Tagebücher und Briefe, wissenschaftliche und literarische Texte, geistliche und weltliche Badelieder, Gemälde, Holzschnitte, Graphiken etc. Ziel ist ein vertieftes Verständnis ihres funktionalen wie ästhetischen Potentials im interdisziplinären Kontext.
Themenfelder
Aus den Quellen ergeben sich als Themenfelder z. B.:
− Das Bad im Kulturgeschehen der Frühen Neuzeit
− Textgattungen als Quellen der Bade- und Kurmusik
− Musica aegrotos sanat: diätetische und medizinische Aspekte der Bademusik
− institutionelle Aspekte der Bade- und Kurmusik in Geschichte und Gegenwart
− musikalische Quellen (Badelieder)
− musikalische Aspekte (Instrumente, Aufführungsformen &c.)
− Badegeschehen und Bademusik ins Bild gebracht – zwischen curatio und delectatio, narratio und moralisatio
− Badearchitektur (inkl. Aspekte der Akustik)
− Musikdarstellung im Lebens- und Jungbrunnen
− theologische resp. konfessionelle Aspekte
Tagungsformen
Stattfinden soll die Veranstaltung in Einzelvorträgen (bis zu 30‘), Diskussionsrunden/Workshops (mit kurzen Eingangsstatements). Auch Postervorstellungen sind möglich und erwünscht. Es ist vorgesehen, die Beiträge in einem Tagungsband zu publizieren.
Tagungsdurchführung
Wir möchten die Tagung als Präsenzveranstaltung mit entsprechendem Hygienekonzept durchführen, doch sind ggf. auch hybride Lösungen möglich. Wir werden uns bemühen, flexibel auf Wünsche und Bedürfnisse der Tagungsteilnehmenden einzugehen.
Themenvorschläge für eine der Präsentationsformen mit Exposé (etwa 300 Wörter, auf Deutsch oder Englisch) sowie einem Kurz-CV in einer zusammengefassten pdf-Datei werden erbeten bis Ende Februar 2022 an (bitte an beide Adressen):
Lorenz Adamer: lorenz.adamer@uni-tuebingen.de und
Thomas Schipperges: t.schipperges@uni-tuebingen.de.
Musikwissenschaftliches Institut
Universität Tübingen
Schulberg 2 (Pfleghof)
D – 72070 Tübingen
https://uni-tuebingen.de/de/131768
SFB 1391 Andere Ästhetik
Keplerstr. 17
D – 72074 Tübingen
https://uni-tuebingen.de/de/159334