Music and History in Plural Societies. French-German Perspektives
Greifswald & Online
18.-20.03.2024
Internationale Fachtagung unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Talia Bachir-Loopuyt (Tours), Dr. Karim Hammou (Paris), Privatdozentin Dr. Eva Tabea Meineke (Mannheim) und Professorin Dr. Gesa zur Nieden (Greifswald)
Seit Anbruch des Millenniums bezieht das Verständnis von Geschichte, Erinnerungen und Erinnerungskulturen zunehmend gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Pluralität mit ein. Dies betrifft nicht nur Überlegungen zur Vielstimmigkeit der Historiographie einer Gesellschaft, in der „nicht mehr alle dieselbe Geschichte haben“ (Zafer Şenocak), sondern auch die Inhalte und Narrationen von Geschichte in einer von Mobilität, Migration, Vertreibung und globaler Vernetzung geprägten Welt. Anhand der in Frankreich stark debattierten postkolonialen Ansätze oder dem im deutschen Sprachraum ebenfalls heftig kritisierten Konzept der multidirektionalen Erinnerung (Michael Rothberg) lassen sich in einzelnen geographischen Räumen zum Teil sehr unterschiedliche Diskurse beobachten, die selbst wiederum historisch bedingt sind. Gleichzeitig finden in letzter Zeit immer mehr transnationale Ansätze einer pluralen Geschichtskonzeption wie die ‘travelling memories’ (Astrid Erll) Beachtung.
Die Tagung geht von der Annahme aus, dass Musik als Medium, aber auch in ihrer Gattungsvielfalt bei der Neukonzeption einer zeitgenössischen pluralen Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Dabei stellen sich ganz unterschiedliche Fragen: Inwiefern lassen sich in Musik historische Erzählungen und Objekte, Erinnerungen, Vernetzungen oder Lebenswege transportieren und vermitteln – und zwar ohne dass Musik deshalb immer gleich als universales Ausdrucksmedium verstanden werden müsste? Auf welche Weise eignet sich Musik dazu, Historiographien, ihre Narrationen und Verflechtungen auf künstlerische Weise zu reflektieren und mit vielfältigen Stimmen anzureichern? Wie verschaffen sich Minderheiten oder einzelne Gruppen der heutigen Mehrheitsgesellschaft durch Musik und Klang Hörbarkeit und Anerkennung? Können durch musikalische Praktiken, Instrumente und Rezeptionsmuster musikgeschichtliche Diskurse einer pluralen Gesellschaft mit der allgemeinen Kultur- und Sozialgeschichte verbunden werden? Und nicht zuletzt: Wie wird das Potential von Musik im Zusammenhang mit Geschichte und Erinnerung kulturwissenschaftlich oder in anderen Medien reflektiert?
Auf der Tagung sprechen internationale Expert:innen aus Historischer Musikwissenschaft, Musikethnologie, Musikanthropologie, Soziologie und romanistischer Literaturwissenschaft über Musik als Dialog im Angesicht unterschiedlicher historiographischer Ansätze, über Verhandlungen von Zeitgeschichte und Erinnerungskultur in verschiedenen musikgebundenen Medienformaten, über die Hörbarkeit von Vergangenheitsvorstellungen und ihren politischen Strukturen sowie über die Temporalitäten, die beim Umgang mit geschichts- und erinnerungsrelevanten Themen im Rap, in zeitgenössischer Musik, im Musiktheater und in der populären Musik eine Rolle spielen.
Die Vorträge der mehrsprachigen Tagung werden auf Deutsch, Englisch und Französisch mit zusammenfassenden Präsentationen auf Englisch gehalten.
Tagungsbüro:
Tobias Surborg M.A.
Tagungsbüro
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
17487 Greifswald
Telefon: +49 3834 420 5015
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