OPE­RA BUF­FA – Ges­tern und heu­te

Internationale Tagung

Köln, 19.-21.04.2024

Leitung: Prof. Dr. Arnold Jacobshagen, Hochschule für Musik und Tanz Köln

Die Opera buffa zählte im 18. und 19. Jahrhundert zu den am weitesten verbreiteten Theaterformen weltweit. Ihr außerordentlicher Erfolg beruhte nicht zuletzt darauf, dass sie in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen aufgeführt werden konnte und sowohl an den fürstlichen Residenzen als auch an populären Bühnen heimisch war. Noch heute zählen einzelne Hauptwerke dieser Gattung von Mozart (Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Così fan tutte), Rossini (Il barbiere di Siviglia, La Cenerentola) und Donizetti (L’Elisir d’amore) zu den meistgespielten Opern des internationalen Repertoires. Sie sind jedoch nur teilweise repräsentativ für eine Theaterform, deren immense Vielfalt und jahrhundertelange Traditionen für ein heutiges Publikum neu erschlossen werden soll. Ziel Projektes ist es, die Opera buffa und ihre internationale Rezeption im 20. Jahrhundert zu untersuchen und durch exemplarische Aufführungen von drei Opern zu vergegenwärtigen, welche unterschiedliche Epochen dieses Wandlungs- und Rezeptionsprozesses repräsentieren: Neben einem bedeutenden Originalwerk des späten 18. Jahrhunderts (Le trame deluse von Domenico Cimarosa, 1786) gelangen eine Oper der Jahrhundertwende (Le donne curiose von Ermanno Wolf-Ferrari, 1903) sowie eine moderne Bearbeitung aus dem späten 20. Jahrhundert (Il Re Teodoro a Venezia von Giovanni Paisiello in der Fassung von Hans Werner Henze, 1991) zur Aufführung. Zugleich zeigen die Werke die internationale Dimension der Opera buffa und speziell die deutsch-italienischen Beziehungen, die sich mit diesem Theatergenre verbinden: Le trame deluse war auch im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich und wurde an vielen Orten gespielt (u.a. Wien 1787, Dresden 1789, Weimar 1794, Berlin 1808, in deutscher Sprache auch in Bratislava 1788 und Budapest 1789). Die Uraufführung von Le donne curiose des deutsch-italienischen Komponisten Wolf-Ferrari fand 1903 in München statt, und Henze erprobte mit seinem Re Teodoro den Brückenschlag vom 18. Jahrhundert ins ausgehende 20. Jahrhundert. Im Rahmen des Projekts wurde die wissenschaftlich-kritische Edition der bislang unveröffentlichten Oper Le trame deluse erstellt. 

Tagungsprogramm

Freitag 19. April 15 bis 18 Uhr
Opera buffa – Gestern and Heute

TINA HARTMANN (Bayreuth): Bringt uns Goethe noch zum Lachen? Le trame deluse /
Die vereitelten Ränke zwischen Italien, Weimar und Köln
FRANCESCO COTTICELLI (Napoli): Commedia dell’arte und opera comica                                       
KORDULA KNAUS (Bayreuth): The early days of opera buffa in Europe
VERA GRUND (Roma): Humor und Differenzkategorien. Von der Commedia dell’arte zur Operette

Samstag 20. April 10 bis 13 Uhr
Die Entstehung der Opera buffa

LIVIO MARCALETTI (Wien): Mehrsprachiger Humor in einer komischen Oper aus dem Jahre 1699:
Le pazzie dell'amore e dell'interesse von Francesco Antonio Pistocchi
EMILIA PELLICCIA (Wien): Komische Rollen in Wiener Intermezzi und Faschingsopern (1714 bis 1737). Stimm- und Rollenprofil des Bassisten Pietro Paolo Pezzoni
ADRIANO MOREA (Köln): Tommaso Traetta, Le serve rivali (1766)
SASKIA WILLAERT (Bruxelles): Opera Buffa at the London King’s Theatre in the 1760s

Samstag 20. April 15 bis 18 Uhr
Die Opera buffa im späten 18. Jahrhundert      

LUCIO TUFANO (Palermo): Persistence and transformation in Neapolitan ‘commedia per musica’: from Piccinni’s Gelosia per gelosia (1770) to Paisiello and Palma’s Le vane gelosie (1790)
ARNOLD JACOBSHAGEN (Köln): Cimarosas Le trame deluse – von der Komposition zur Edition
FLORIAN AMORT (Bregenz): Übersetzungen und Bearbeitungen von Cimarosas Il matrimonio segreto im deutschsprachigen Raum
ELEONORA DI CINTIO (Roma): Imago Europae, imago Magistri: Le astuzie femminili by Cimarosa between Vienna, Naples and Saint Petersburg

Sonntag 20. April 10 bis 13 Uhr
19. und 20. Jahrhundert                                          

MATTHIEU CAILLIEZ (Saint-Etienne): Verbreitung und Rezeption von Cimarosas opere buffe im Europa des 19. Jahrhunderts
FRANCESCO IZZO (Southampton): Buffo Voices: Singing, Acting, and Character in Carlo Cambiaggio and Angelo Frondoni’s Un terno al lotto (Genoa 1835)
JOHANNES STREICHER (Bolzano): Von Goldoni zu Molière. Ermanno Wolf-Ferrari und die Opera buffa im frühen 20. Jahrhundert 
RACHEL COWGILL (York): Opera buffa in 20th Century Britain
BENEDETTA ZUCCONI (Cagliari): Opera buffa at the Piccola Scala, Milano (1955–1982)