Call for Papers für eine Monographie (Sammelband) zum Tübinger DFG-Projekt
Herausgeber: Andreas Wolfgang Flad und Thomas Schipperges unter Mitwirkung von Moritz Scherrieble
Deadline: 31. Mai 2025
Zum Ausklang des seit 2022 von der DFG geförderten Forschungsprojekt Sprechchor/chorisches Sprechen am Musikwissenschaftliches Institut der Universität Tübingen möchten wir unsere Forschungserträge mit Beiträgen weiterer interessierter Autorinnen und Autoren im Rahmen einer Buchpublikation verbinden.
Chorisches Sprechen ist allgegenwärtig. Sprechchor ist ein weltweites gesellschaftliches Phänomen. Sprechchöre treten aber auch kunsthaft-musikalisch gestaltet auf. Vielfach verdichtet sich diese Vortragsweise musikalisch zur Komposition. Der Sprechchor hat eine musikalische Seite.
Zwar gehört die Beziehung von Musik und Sprache zu den meistbehandelten musikwissenschaftlichen Forschungsfeldern. Neben der Behandlung des Wort-Ton-Verhältnisses in Textvertonungen richtete die Forschung dabei ihr Augenmerk auch auf die Behandlung der Sprechstimme und des Sprechens in der Musik. Spätestens Schönberg machte die Fixierung von Tonhöhe, Tonfall und Ausdruck von Sprechstimmen als bahnbrechende Neuerung nachhaltig bewusst. Mit den Sprachklangkompositionen der musikalischen Avantgarde seit den 1950er Jahren geriet als weitere Ebene die Theatralität künstlerischen Sprechens in den Blick. In der Regel wurde und wird dabei vom solistischen Sprechen in Musik oder als Musik ausgegangen. Chorisches Sprechen findet sich allenfalls am Rande mitbehandelt.
Vice versa konzentrierte sich die wissenschaftliche Behandlung des Sprechchors bisher lediglich auf Phänomene im weiteren Umfeld der Musikwissenschaft:
- auf die Herkunft des Chors im antiken Drama,
- auf aktuelle Ausprägungen chorischen Sprechens im Zusammenhang mit Bühne und Bewegung,
- auf die Laienchorbewegung mit vielfach pädagogisch ausgerichteten chorischen Sprechelementen,
- auf Übergänge zwischen Singen und Sprechen im Bereich Sprechwissenschaft und Sprecherziehung,
- schließlich auf gesellschaftlich orientierte Anwendungsbereiche chorischen Sprechens etwa bei politischen Kundgebungen oder Sportveranstaltungen.
Zwar widmet sich das Tübinger DFG-Forschungsprojekt konkret dem Sprechchor in seinen spezifisch musikalischen Eigenarten. Themenfelder sind Herkunft und musikalische Eigenart(en) des Sprechchors auf den verschiedenen Ebenen seines Erscheinens als Vortragsart, Komposition und Ensemble:
- Sprechchor-Kompositionen,
- Sprechchor in übergreifenden kompositorischen Zusammenhängen,
- Gattungen und Formprinzipien,
- Notationen und Notate,
- regionale Besonderheiten,
- Vorstufen, Ansätze, Übergänge (Passions-Turbae, Parlando-Diktion in Madrigal, Oper, geistlicher Musik, chorisches Lachen &c.),
- chorisches Sprechen in Sprachkompositionen seit den 1950er Jahren,
- Sprechchorbewegungen mit gesellschaftspolitischer Implikation (Arbeiterchorbewegung, NS-Staat),
- Sprechchor als theatrales Phänomen (Schauspielmusik seit dem neunzehnten Jh., Theaterproduktionen des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jh.s),
- chorische Sprachgestaltung in dramaturgischen und choreographischen Kontexten (Bewegungschor, Eurythmie, Multimedia- und Performancekunst),
- chorische Sprachgestaltung in pädagogischen Kontexten
- Sprechchor-Ensembles und ihre Repertoires,
- Perzeption: Austausch mit (empirischer) Musikpsychologie und Hörforschung,
- Wahrnehmungsdiskurse,
- gemeinsame Merkmale und Übergänge der Gestaltung von Sprechen und Singen
Über Themenvorschläge mit einem kurzen Exposé (etwa 300 Wörter) sowie einem Kurz-CV in einer pdf-Datei freuen wir uns bis Ende Mai 2025.
Kontakt:
Andreas Wolfgang Flad: andreas-wolfgang.flad@uni-tuebingen.de und
Thomas Schipperges: t.schipperges@uni-tuebingen.de.
Musikwissenschaftliches Institut
Universität Tübingen
Schulberg 2 (Pfleghof)
D – 72070 Tübingen