Nachwuchstagung: Aus Alt mach NEU!? – Die Ästhetik von Wiederverwendung und Kreativität

Der SFB 1391 „Andere Ästhetik“ lädt zu einer interdisziplinären Tagung für Nachwuchswissenschaftler*innen ein, die am 25.06.2025 in der Alten Aula (Tübingen) stattfindet.

Aus Alt mach Neu? Dieses Konzept bewährt sich nicht nur heute im Sinne von Nachhaltigkeit und Recycling, sondern kam auch in der Vormoderne zur Anwendung. Textbausteine wurden neu zusammengesetzt, Druckstöcke (zum Teil auch modifiziert) wiederverwendet, Bauten wurden und werden umgestaltet oder Musik mit Kontrafakturen versehen. Die Wiederverwendung ist Alltag der vormodernen Künste, in materieller wie formaler Hinsicht ein fundamentales Prinzip. Die Tagung möchte dem Gedanken nachgehen, dass Wiederverwendung nicht nur bloße Nachahmung, geistlos oder gar unoriginell ist – im Gegenteil: Die Wiederverwendung wird vielmehr als kreative Leistung und Praktik gewertet, man kann sogar von einer Könnerschaft oder Expertise sprechen, die sich darauf versteht, mit Bildern, Texten, Tönen oder Wissensbeständen so umzugehen, dass sie überhaupt erst angemessen wiederholt und bearbeitet werden können. Statt dem Geniegedanken und dem (Er-)Schaffen gehen wir von einem Weiterdichten, einer Variation oder einer (Re)Inventio aus. Statt Wiederverwendetes in der Vormoderne abzuwerten, betonen wir die kreative Umsetzung: Aus Alt mach Neu!
Auch heute scheint der Reiz der Wiederholung eine ganz andere Dimension angenommen zu haben, über die man vor dem Hintergrund der vormodernen Wertschätzung für Wiederverwendungen aller Art neu nachdenken kann: Die KI greift Bilder und Texte, die im Internet kursieren, auf und setzt diese nach den gewünschten Anforderungen anders, ungewohnt, neu zusammen. So entstehen maschinell generierte Bilder, Texte werden zusammengefasst, Wissen wird neu zusammengesetzt und wiedergegeben. Doch ist KI kreativ? Ist Wiederholung einfach nur das Zusammenspiel von schon Dagewesenem? Und wenn ja, wo ordnet man dann das Plagiat zu?
Die Nachwuchstagung des SFB 1391 „Andere Ästhetik“ lädt Bachelor- und Masterstudierende und Doktorand:innen aller Fachrichtungen, Studiengänge und Universitäten ein, ihre eigene Forschung oder Forschungsideen auf Grundlage von Seminar-, Bachelor-, Masterarbeiten, Dissertationen oder Habilitationen innerhalb eines 20-minütigen Vortrages mit einer anschließenden 10-minütigen Diskussion oder innerhalb eines Posters vorzustellen. Aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus Seminaren und dem Studium können gerne als Grundlage dienen.
Wir möchten der Frage nachgehen, dass Wiederverwenden als kreative Leistung eine überaus produktive Kunstform ist, die man von der Vormoderne bis in unsere heutige Lebenswelt hinein verfolgen kann. Die Beiträge können aus allen Fachbereichen stammen, die sich mit einem Wiederverwendungsaspekt beschäftigen und dabei die Frage nach der Kreativität des Wiederverwendens reflektieren. Wir bitten alle Interessierten, sich mit einem kurzen, ca. 400 Wörter umfassenden Exposé bis zum 15.03.2025 per E-Mail bei uns zu melden (Kontakt siehe unten). Neben dem inhaltlichen Exposé bitten wir zu spezifizieren, ob der Beitrag als Vortrag oder als Poster präsentiert werden soll, und die wichtigsten Angaben über zur Person hinzuzufügen (Studienfächer, Abschluss, aktueller Status/Beschäftigung, Universität, Kontaktdaten).
Die Nachwuchstagung bietet darüber hinaus allen Vortragenden und Gästen einen Einblick in die Grundsätze des Forschungsprogramms des SFB 1391 „Andere Ästhetik“. Wir freuen uns auf die intensive Diskussion unserer Ansätze in Verbindung mit Ihren Beiträgen sowie auf den interdisziplinären Austausch. Im Anschluss an die Nachwuchstagung (25.06.2025) findet die Jahrestagung des SFB 1319 zum Thema „Wiederverwendung und Kreativität“ statt, zu der Sie ebenfalls herzlich eingeladen sind (26.–28.06.2025).
Wir freuen uns auf zahlreiche Einsendungen und stehen bei Fragen gerne zur Verfügung! Wir bemühen uns um eine anteilige Erstattung der Reisekosten für Vortragende und Postererstellende.

Das Organisationsteam
Suza Bartusch, Lara Schuster und Lisa Weinberger

Email: suza.bartusch@uni-tuebingen.de, lisa-marie.weinberger@uni-tuebingen.de

Was macht eigentlich der SFB 1391?
Der SFB 1391 Andere Ästhetik untersucht ästhetische Akte und Artefakte der Vormoderne in einem doppelten Bezug: Einerseits im Hinblick auf die Art und Weise, wie sie tradiertes Form- und Gestaltungswissen (autologische Sphäre) umsetzen, andererseits im Hinblick auf ihre Einbettung in sozialkulturelle Praktiken und Kontexte (heterologische Sphäre). Das Programm der Anderen Ästhetik will Oppositionen von Autonomie und Heteronomie des Ästhetischen kritisch hinterfragen und stattdessen jene dynamischen Spannungsgefüge und Transformationsprozesse zwischen der autologischen (auf Fragen der ars und der Tradition bezogenen) und heterologischen (auf Kontexte und Funktionen) Ebenen untersuchen, die den ästhetischen Status der Akte und Artefakte konstituieren. Es sollen hierbei zugleich die historischen und forschungsgeschichtlichen Hintergründe aufgearbeitet werden, die zur Fest- und Fortschreibung jener Hierarchien bis heute geführt haben.

Mehr Informationen zum SFB:
https://uni-tuebingen.de/forschung/forschungsschwerpunkte/sonderforschungsbereiche/sfb-andere-aesthetik/

Call for Papers

Typ: Veranstaltung

Nachwuchstagung: Aus Alt mach NEU!? – Die Ästhetik von Wiederverwendung und Kreativität

Veranstalter*innen:
SFB 1391 "Andere Ästhetik"

Deadline:
15.03.2025

Tübingen

25.06.2025